Der Wildschütz

Auf dem Lande ist´s so schön oder Was geschah in Eberbach?

Es geschah im kleinen Örtchen Eberbach vor gar nicht so langer Zeit. Der Dorfschullehrer Baculus, etwas einfältig aber gutmütig, hatte dort vor Jahren das elternlose Gretchen aufgenommen, es an Kindes statt aufgezogen und es im Wissen der Welt unterwiesen, so gut er eben konnte.
Mit den Jahren wuchs Gretchen heran, und weil sie beide aneinander gewöhnt und ansonsten einsam waren, beschlossen sie zu heiraten.
Gretchen wünschte sich aber – wenn sie schon einen so Alten nimmt – wenigstens eine Neid erweckende Party und schickte Baculus in den Tierpark des Grafen, um dort einen Rehbraten zu schießen. Dummerweise blieb das nicht unentdeckt, und so platzte mitten in die schönste Feier die Nachricht von der fristlosen Entlassung!
Aus dieser Not kennt Baculus nur einen Ausweg: Gretchen zum Grafen schicken, denn der hat eine weitgerühmte Schwäche für junge hübsche Mädchen, und wenn Gretchen also auf die richtige Art bittet…
Andererseits könnte das auch bedeuten, die Braut zu verlieren, und dieses Dilemma – Stellung oder Braut – wird ihn das ganze Stück über verfolgen und quälen.

Da naht vorerst Rettung in Form zweier junger Männer auf einem Fahrrad, von denen der eine in Wahrheit die Schwester des Grafen ist.
Gerade erst ist ihr Mann nach nur kurzer Ehe verstorben. Wir wissen nicht woran, wollen aber nicht ausschließen, dass sie daran Anteil hatte.
Jedenfalls ist sie als durchaus lustige Witwe schon wieder auf Freiersfüßen: geschützt durch die Verkleidung zum Mann will sie sich den vielgerühmten Baron Kronthal, der beim Grafen zu Besuch sein soll, mal aus der Nähe anschauen.

Aber verkleidet als Bauernmädchen wäre es vielleicht noch pikanter – so bietet sie Baculus an, sich als seine Braut auszugeben und so an Gretchens Stelle bettelnd zum Grafen zu gehen.

Das könnte die Rettung bringen! Zur Sicherheit schleicht sich aber auch Baculus selbst in das Schloss, um bei der Frau Gräfin um ein gutes Wort zu bitten.
Die hat eine ausgeprägte Leidenschaft für das Altgriechische, besonders für Sophokles – mit irgendwas muss sie schließlich die viele Zeit füllen, die ihr der Graf mit seinen auswärtigen Weibergeschichten lässt…

Da platzt mitten in das intimste Zwiegespräch mit Baculus über die Feinheiten der altgriechischen Komödie der Graf herein, was Baculus´ Aussichten auf Gnade eher noch geringer werden lassen.
Nun muss wirklich der zum Gretchen verkleidete junge Mann helfen, angeblich Baculus´ Braut.

Und wirklich – der Zorn des Grafen verfliegt im Augenblick.
Aber nicht nur er, auch sein Stallmeister ist plötzlich wie verwandelt. Auch der ist nicht was er scheint: in Wahrheit ist er der Baron Kronthal – auch er kürzlich verwitwet und darüber vom Weltschmerz erfasst.

Beide Herren machen sich nun an das vermeintliche Gretchen heran und was daraus folgt, spottet jeder Beschreibung, weshalb ich es auch gar nicht erst versuche…

Nur soviel: auch Baculus ist von der Fülle der Verwicklungen überfordert, aber als ihm der Stallmeister 5000 Taler für seine Braut bietet, sieht er plötzlich klar: er rennt nach Hause und zerrt sein Gretchen herbei, um sie „dem lieben Herrn“ zu überlassen.

Nun könnten eigentlich alle zufrieden sein, wenn nicht Braut und Braut zweierlei wär…

Am Ende fließt doch Blut – wie könnte es auch anders sein – allerdings das eines Esels!

Viel Vergnügen!

Wildschütz MOZ Premiere 2

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Wildschütz MOZ Premiere 1

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Junge Welt 13/09/2016

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Berliner Zeitung 18/08/2016

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