In einer großen Villa im Park leben Julia de Weert und ihre Freundin Hannchen. Und weil Julia noch nicht volljährig ist, haben sich dort auch Onkel und Tante eingenistet, die als Vormund auf Julia acht geben sollen, stattdessen aber möglichst viel vom Wohlstand in ihre eigenen Taschen (und Mägen!) umlenken.
Und damit das so bleiben kann, hat der Onkel einen entfernten Neffen herbestellt, der Julia in sich verliebt machen und heiraten soll. Doch zwei Dinge durchkreuzen seinen Plan: erstens wird Julia endlich vom Vormundschaftsgericht für volljährig erklärt, vor allem aber hängt sie in verträumter Anhänglichkeit an ihrem Vetter Roderich, der vor 7 Jahren in die Ferne zog, eben nach Dingsda. Jeden Abend vertraut Julia dem Mond ihre Liebe und Sehn.sucht nach dem fernen Geliebten an.
Als nun plötzlich ein schicker junger Mann auf.taucht, der sich überraschend gut auszukennen scheint und einige Zeit später noch ein Zweiter, da beginnt ein wildes Verwirrspiel der Gefühle, in dem Julia zwar selbständig geworden ist, aber beinahe wegen eines Kindertraums das wirkliche Leben verpasst…!
Erinnerungen an meinen Vater
Evelyn Künneke
1921 brachte mein Vater zwei Werke zur Welt, die sein Leben nachhaltig beeinflussen sollten. Am 15. April 1921 erlebte seine Operette DER VETTER AUS DINGSDA seine Uraufführung – neun Monate später, am 15. Dezember, erblickte ich das Licht der Welt. Seine musikalische Begabung bewies mein Vater bereits als Siebenjähriger, als er Sonaten von Mozart, Haydn und Beethoven spielte. Nach seinem Abitur kam er nach Berlin, um Musikwissenschaft und Literaturgeschichte zu studieren. Außerdem ließ er sich zugleich an der Hochschule für Musik, wo Max Bruch zu seinen Lehrern gehörte, in Komposition und Taktstockführung ausbilden. Max Bruch, der in meinem Vater einen Meisterschüler sah, bat ihn später inständig: „Schreiben Sie nie eine Operette.“ Mein Vater spielte fast ständig Klavier – und das stundenlang. Aber immer die Werke anderer. Wenn ihn jemand bat, mal Künneke zu spielen, fand er meist die Noten nicht. Nie spielte er seine eigenen Musiken, nicht einmal, wenn er sie komponierte. Was er übrigens sowieso nur tat, wenn er dringend Geld brauchte. Denn ansonsten waren ihm seine anderen Leidenschaften wesentlich wichtiger. Jahrelang hat er mit der Neuübersetzung des angelsächsischen Beowulf-Epos zugebracht. Dafür hat ihm die Universität Marburg für seine „wesentlichen neuen Erkenntnisse der Sprachwissenschaften“ die Ehrendoktorwürde verliehen. Er hatte auch den Titel des Dr. med. und des Dr. phil., aber beide nie getragen. Er verstand ferner etwas von indischer Religionsphilosophie, konnte über die Kultur der Sumerer ebenso dozieren wie über deutsche Geschichte oder über juristische Fragen des Urheberrechts.
Aus: Evelyn Künneke: Mit Federboa und Kittelschürze, Ffm., Berlin 1991
Eduard Künneke, dem originellsten Komponisten deutscher Operetten
von Volker Klotz
Eduard Künneke – geboren am 27. Januar 1885 in Emmerich am Rhein, gestorben am 27. Oktober 1953 in Berlin – war wie Oskar Straus Meisterschüler des Spätromantikers Max Bruch; schrieb Oper, Operetten, Or.chester- und Filmmusiken; war ein begabter Dirigent […] hinterließ eine schlagersingende Tochter.
Mit den gleichzeitigen Dutzendmusikern der hiesigen Operette und des amerikanischen Musicals hat Künneke so gut wie nichts gemein. Er ist geradezu der
Antitypus zu flotten Tönesetzern wie Stolz und Abraham, Rodgers und Kern, die auch dann, wenn sie für die Bühne arbeiten, nur Schlager- und Tanzkomponisten bleiben. […] Künneke hingegen bleibt auch bei seinen Operetten der weit ausgreifende, szenisch erfinderische Musikdramatiker… Seine Stärke liegt einerseits in hintersinniger bis drastischer Situationskomik, andererseits in schlüssig durchkomponierten Spannungsbögen.
Aus: Volker Klotz: Operette. Porträt und Handbuch einer unerhörten Kunst. München-Zürich 1991